Gesammelte Werke
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- Publication date
- 1896
- Publisher
- W. Hertz
- Collection
- americana
- Digitizing sponsor
- Book from the collections of
- University of Michigan
- Language
- German
Book digitized by Google from the library of the University of Michigan and uploaded to the Internet Archive by user tpb.
- Addeddate
- 2008-04-07 05:51:31
- Copyright-region
- US
- Identifier
- gesammeltewerke24heysgoog
- Identifier-ark
- ark:/13960/t9j38t09k
- Ocr
- ABBYY FineReader 8.0
- Pages
- 359
- Possible copyright status
- NOT_IN_COPYRIGHT
- Scandate
- 20051102000000
- Scanner
- Worldcat (source edition)
- 75505933
- Year
- 1896
comment
Reviews
Reviewer:
Matriga
-
-
November 6, 2018
Subject: missing parts
Subject: missing parts
Die Seiten 84, 88 und 102 sind teilweise unleserlich, die letzte(n) Seite(n) nach S. 346 fehlen (siehe unten).
Inhalt:
1 Er soll dein Herr sein (1873)
30 Judith Stern (1874) [S. 84 unleserlich]
85 Das Ding an sich (1876) [S. 88, 102 teilw. unleserlich]
143 Die Tochter der Exzellenz (1877)
232 Zwei Gefangene (1876)
309 Beppe der Sternseher [ohne Schluß, s. u.]
Schluß von »Beppe der Sternseher«:
du kennst sie auch, daß sie, trotz ihres munteren und zu allem Uebermuth geneigten Bluts, wenn sie einmal Etwas ernsthaft will, nicht leicht ihren Sinn ändert. Und nun schreibt sie mir Das!
Er hielt das entfaltete Blatt der Frau hin, die damit nach der Lampe ging und sich auf den Tisch herabneigend die folgenden Worte las:
»Ich habe dich dennoch getäuscht, Vater! Verzeihe es mir, es ist das Letzte, was ich dir zu Leide thun werde. Ich komme nie zu Euch zurück, ich kann das Haus nicht wieder betreten mit dem Bewußtsein, daß ich allein Schuld daran bin, wenn das Glück nicht darin wohnt. Du hättest der Mutter wohl verziehen, was sie dir zu Leide gethan, wenn mein Anblick dich nicht täglich an Trauriges erinnert hätte. Wie soll ich nun weiter leben zwischen euch? O Vater, ich liebe meine Mutter zu sehr, um ein Leben zu ertragen, das an ihrem Unglück Schuld ist. Und dich, Vater – dich, den ich vergöttere, – nein, ich kehre nicht in eure Nähe zurück. Ich werde hier im Kloster den Frieden suchen und finden, den die Welt doch nur bedroht, und eure Liebe – ob ich ihrer auch nicht werth bin« –
Das Blatt entsank den Händen der Mutter, bevor sie es zu Ende gelesen. Ihre Thränen stürzten heiß darauf nieder. Aber ehe sie sich noch fassen und wieder zu ihrem Manne wenden konnte, fühlte sie sich von zwei Armen heftig umschlungen.
Gioconda! stammelte seine erstickte Stimme, – mein Weib! Wollen wir einsam bleiben bis ans Ende und das Kind einsam lassen – und verwaisen bei lebendigem Leibe, wie wir verwittwet gewesen sind dies halbe Leben lang?
Ein Schluchzen aus der tiefsten Seele der edlen Frau war die ganze Antwort. Sie stürzte, wie vom Uebermaß des Glückes entseelt, vor ihm nieder. Er aber fing sie in seinen Armen auf und drückte sie ans Herz, um sie nicht wieder frei zu geben.
——————
Es war wieder Sommer geworden. Vor der Pforte des alten Klosters hielt das Wägelchen des Doctor Beppe, zu welchem die ehrwürdigen Schwestern, voran Tante Perpetua, soeben ihren jungen Gast, die Beppina begleitet hatten, mit vielem Bedauern, daß es nun doch nicht Ernst werden sollte mit der Nonnenschaft des Weltkindes, trotz aller himmlischen Gnade, die zu Anfang ihren Sinn zu erleuchten schien.
Das Gesicht des Mädchens war in diesem Probejahr ernster und reifer geworden, aber ihre Augen leuchteten klar und ohne Thränen, so viel Gutes sie auch bei den frommen Schwestern genossen hatte. Als sie den Abschied endlich überstanden und der wackere Aristide die Peitsche knallen ließ, um den Braunen zu einem munteren Trabe anzufeuern, war ihre erste Frage, wie es den Eltern gehe?
Ihr werdet den Papa gar nicht wiedererkennen, Signorina, sagte der Alte schmunzelnd, indem er sich halb zu dem Fräulein zurückbeugte. Alle Leute sagen, er sei um ein Dutzend Jahre jünger geworden, seit das Wunder geschehen und Euch noch ein Schwesterchen beschert worden ist. Nun, die Mama ist ja noch eine junge Dame, und ich, der ich sie so gut kenne, kann sagen, sie hat noch all ihr schönes blondes Haar und man würde sie leicht für zehn Jahre jünger halten können, so auf der Straße, wenn sie einmal einen raschen Gang zu machen hat. Die kleine Giocondina aber – Cospetto! ein Dingelchen wie gedrechselt, und lacht schon so vernünftig, als wäre es drei Wochen alt, statt drei Tage, und nun den Herrn Doctor lachen zu sehen, wenn er das kleine Geschöpf auf dem Arm herumträgt – Ihr werdet Augen machen, Signorina! Das ganze Haus ist verwandelt. Nur Eins wird Euch vielleicht unlieb sein; Ihr sollt oben schlafen in dem Zimmerchen des Papa's. Soll die Signorina auch das Sterngucken lernen? hab' ich mir zu fragen erlaubt, denn jetzt kann man schon einen Scherz bei dem Herrn riskiren. Und er: ich glaube, sie wird nichts dagegen haben. Sie weiß, daß einem Manches, was auf der Erde dunkel scheint, klar wird, wenn man da oben Bescheid weiß. Ist das denn wirklich wahr, Signorina?
Inhalt:
1 Er soll dein Herr sein (1873)
30 Judith Stern (1874) [S. 84 unleserlich]
85 Das Ding an sich (1876) [S. 88, 102 teilw. unleserlich]
143 Die Tochter der Exzellenz (1877)
232 Zwei Gefangene (1876)
309 Beppe der Sternseher [ohne Schluß, s. u.]
Schluß von »Beppe der Sternseher«:
du kennst sie auch, daß sie, trotz ihres munteren und zu allem Uebermuth geneigten Bluts, wenn sie einmal Etwas ernsthaft will, nicht leicht ihren Sinn ändert. Und nun schreibt sie mir Das!
Er hielt das entfaltete Blatt der Frau hin, die damit nach der Lampe ging und sich auf den Tisch herabneigend die folgenden Worte las:
»Ich habe dich dennoch getäuscht, Vater! Verzeihe es mir, es ist das Letzte, was ich dir zu Leide thun werde. Ich komme nie zu Euch zurück, ich kann das Haus nicht wieder betreten mit dem Bewußtsein, daß ich allein Schuld daran bin, wenn das Glück nicht darin wohnt. Du hättest der Mutter wohl verziehen, was sie dir zu Leide gethan, wenn mein Anblick dich nicht täglich an Trauriges erinnert hätte. Wie soll ich nun weiter leben zwischen euch? O Vater, ich liebe meine Mutter zu sehr, um ein Leben zu ertragen, das an ihrem Unglück Schuld ist. Und dich, Vater – dich, den ich vergöttere, – nein, ich kehre nicht in eure Nähe zurück. Ich werde hier im Kloster den Frieden suchen und finden, den die Welt doch nur bedroht, und eure Liebe – ob ich ihrer auch nicht werth bin« –
Das Blatt entsank den Händen der Mutter, bevor sie es zu Ende gelesen. Ihre Thränen stürzten heiß darauf nieder. Aber ehe sie sich noch fassen und wieder zu ihrem Manne wenden konnte, fühlte sie sich von zwei Armen heftig umschlungen.
Gioconda! stammelte seine erstickte Stimme, – mein Weib! Wollen wir einsam bleiben bis ans Ende und das Kind einsam lassen – und verwaisen bei lebendigem Leibe, wie wir verwittwet gewesen sind dies halbe Leben lang?
Ein Schluchzen aus der tiefsten Seele der edlen Frau war die ganze Antwort. Sie stürzte, wie vom Uebermaß des Glückes entseelt, vor ihm nieder. Er aber fing sie in seinen Armen auf und drückte sie ans Herz, um sie nicht wieder frei zu geben.
——————
Es war wieder Sommer geworden. Vor der Pforte des alten Klosters hielt das Wägelchen des Doctor Beppe, zu welchem die ehrwürdigen Schwestern, voran Tante Perpetua, soeben ihren jungen Gast, die Beppina begleitet hatten, mit vielem Bedauern, daß es nun doch nicht Ernst werden sollte mit der Nonnenschaft des Weltkindes, trotz aller himmlischen Gnade, die zu Anfang ihren Sinn zu erleuchten schien.
Das Gesicht des Mädchens war in diesem Probejahr ernster und reifer geworden, aber ihre Augen leuchteten klar und ohne Thränen, so viel Gutes sie auch bei den frommen Schwestern genossen hatte. Als sie den Abschied endlich überstanden und der wackere Aristide die Peitsche knallen ließ, um den Braunen zu einem munteren Trabe anzufeuern, war ihre erste Frage, wie es den Eltern gehe?
Ihr werdet den Papa gar nicht wiedererkennen, Signorina, sagte der Alte schmunzelnd, indem er sich halb zu dem Fräulein zurückbeugte. Alle Leute sagen, er sei um ein Dutzend Jahre jünger geworden, seit das Wunder geschehen und Euch noch ein Schwesterchen beschert worden ist. Nun, die Mama ist ja noch eine junge Dame, und ich, der ich sie so gut kenne, kann sagen, sie hat noch all ihr schönes blondes Haar und man würde sie leicht für zehn Jahre jünger halten können, so auf der Straße, wenn sie einmal einen raschen Gang zu machen hat. Die kleine Giocondina aber – Cospetto! ein Dingelchen wie gedrechselt, und lacht schon so vernünftig, als wäre es drei Wochen alt, statt drei Tage, und nun den Herrn Doctor lachen zu sehen, wenn er das kleine Geschöpf auf dem Arm herumträgt – Ihr werdet Augen machen, Signorina! Das ganze Haus ist verwandelt. Nur Eins wird Euch vielleicht unlieb sein; Ihr sollt oben schlafen in dem Zimmerchen des Papa's. Soll die Signorina auch das Sterngucken lernen? hab' ich mir zu fragen erlaubt, denn jetzt kann man schon einen Scherz bei dem Herrn riskiren. Und er: ich glaube, sie wird nichts dagegen haben. Sie weiß, daß einem Manches, was auf der Erde dunkel scheint, klar wird, wenn man da oben Bescheid weiß. Ist das denn wirklich wahr, Signorina?
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